Für einen normalen Ablauf der Herzaktion ist zunächst eine normale elektrische Erregung der Herzmuskelzellen notwendig – vergleichbar mit der Notwendigkeit von elektrischem Strom für das Funktionieren einer Maschine.

Unter dem Begriff „Herz-Rhythmusstörungen“ werden alle Störungen der elektrischen Erregung der Herzmuskelzellen zusammengefasst. Diese können entweder die Vorhöfe oder die Kammern oder aber auch in komplexen Fällen Vorhöfe und Kammern betreffen. Oftmals werden sie vom Patienten subjektiv gar nicht wahrgenommen, sie können aber auch als „Herzstolpern“, „Herzrasen“ oder „Herzklopfen“ in Erscheinung treten.

Im Falle von „malignen“ Rhythmusstörungen ist die Funktion des Herzens als Kreislaufpumpe derartig gestört, dass vitale Gefahr für das Wohl und Leben besteht.

Am Anfang einer jeden Behandlung steht daher die Erkennung der Erkrankung und die Einschätzung des Risikos für den einzelnen Patienten. Die Diagnose kann heutzutage mittels kardiologischer Untersuchung zuverlässig gestellt werden. Die Behandlung ist spezifisch für die vorliegende Rhythmusstörung und erfolgt in Absprache mit dem behandelnden Kardiologen und unter Berücksichtigung vom Alter und Nebenerkrankungen des Patienten.

Vorhofflimmern

Bei Vorhofflimmern „flimmern“ - wie der Name bereits sagt – die  Vorhöfe des Herzens, während die Herzkammern regelmäßig schlagen und dadurch einen normalen Blutkreislauf erzeugen. Häufig sind elektrische Fehlimpulse, die an der Einmündung der Pulmonalvenen entstehen, die Ursache für diese Erkrankung.

Das Flimmern der Vorhöfe fördert durch Verwirbelungen des Blutes die Entstehung kleiner Gerinnsel. Diese Gerinnsel gelangen entweder direkt über die Herzklappen in die Kammern oder setzen sich für unbestimmte Zeit in den Trabekeln der sog. „Vorhofohren“, kleinen Aussackungen der Vorhöfe (ähnlich dem Blinddarm am Darm) fest, bis sie mit dem  Blutstrom wieder aus diesen gespült werden und in die Herzkammern gelangen.

Von dort aus können die Gerinnsel ohne Weiteres mit jedem Herzschlag entweder über die Lungenarterien in den Lungenkreislauf oder in jede Arterie des Körperkreislaufs befördert werden. Besonders gefürchtet ist der Verschluss einer gehirnversorgenden Arterie durch solch ein Gerinnsel, das aus dem linken Vorhof über die linke Herzkammer und die Aorta dorthin gelangt. Aus diesem Grund ist eine medikamentöse Hemmung der Blutgerinnung häufig auch bei Patienten notwendig, die selbst keinerlei subjektive Probleme verspüren - sofern keine Kontraindikationen für eine solche Gerinnungshemmung vorliegen. Das Risiko für gefährliche Blutungen steigt dadurch leider an, überwiegt meist aber nicht das Risiko eines Schlaganfalls.

In Abhängigkeit von der Dauer des bestehenden Vorhofflimmerns, von den Veränderungen der Gestalt der Vorhöfe und dem errechneten Risiko-Score für einen Schlaganfall kann die elektrische Isolation der Einmündung der Pulmonalvenen im linken Vorhof (Pulmonalvenenisolation; PVI) in manchen Fällen zu einer dauerhaft erfolgreichen Verödung der Fehlimpulse führen.

Dieser Eingriff wird sehr häufig und erfolgreich durch unsere kardiologischen Kollegen im Herzkatheterlabor durchgeführt. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.

Im Falle einer bevorstehenden Herzoperation, z.B. einer Bypass-Operation  oder Herzklappen-Operation kann die beschriebene Pulmonalvenenisolation aber auch zu Beginn des geplanten Haupt-Eingriffs operativ erfolgen.

Hierfür stehen uns Klemmen, die außen um die Pulmonalvenen zur Verödung angelegt werden und sog. Pens zur Verfügung, mit welchen die Verödung innerhalb des linken Vorhofes erfolgt, falls dieser für den Haupteingriff eröffnet werden muss.

Ablationsklemme (Medtronic©)

Ablations-Pen (Medtronic©)

Somit kann den Patienten ein zusätzlicher Eingriff der kathetergestützten PVI entweder erspart oder dessen Erfolg als zweiter Schritt deutlich erleichtert werden. Während Medikamente ein Vorhofflimmern nur unterdrücken können, besteht bei einer PVI grundsätzlich die Möglichkeit Vorhofflimmern zu heilen, wobei der langfristige Heilungserfolg von weiteren Faktoren wie Alter, Dauer des Vorhofflimmerns und bestehenden Begleiterkrankung abhängt.

Ein Verschluss des linken Vorhofohres als Ort, wo sich Gerinnsel, die beim Vorhofflimmern entstanden sind, bevorzugt festsetzen bevor sie mit dem Blutstrom in den Körperkreislauf gespült werden, ist sicherlich bei nahezu allen Patienten, die sich einer Herzoperation am geöffneten Brustkorb unterziehen und zusätzlich Vorhofflimmern haben, sinnvoll.

Hierbei wird das linke Vorhofohr zu Beginn des geplanten Haupt-Eingriffs mittels eines speziellen Clips umfahren und ohne nennenswerten Zeitaufwand verschlossen. Das Vorhofflimmern bleibt durch den Verschluss des Vorhofohres zwar unbehandelt und damit unverändert bestehen, aber die Gefahr einen Schlaganfall durch Verschleppung von Gerinnseln, die sich im Vorhofohre verfangen hatten, ins Gehirn wird um ein Vielfaches reduziert. Oftmals kann im Langzeitverlauf durch diese relativ kleine Erweiterung des Haupt-Eingriffs die Einnahme von Blutgerinnungshemmern mit ihren möglichen unerwünschten Risiken beendet werden.

 

AtriClips zum Verschließen des linken Vorhofohres zur Vermeidung von Ablagerungen von Blutgerinnseln, die zu einem Schlaganfall führen können.

Rhythmusstörungen der Herzkammern

Bei einer Reihe von Rhythmusstörungen wird der normale Ablauf der Herzaktion z.T. sehr empfindlich gestört. Wenn der Blutkreislauf und damit die Versorgung der Organe mit sauerstoffreichem Blut und Energie nicht mehr ausreichend sichergestellt ist, werden Herzrhythmusstörungen sehr akut und lebensbedrohlich.

Wenn ein erhöhtes Risiko für die Ausbildung solcher Rhythmusstörungen sehr hoch ist oder solche bereits stattgefunden haben und überlebt wurden, muss die Implantation eines Herzschrittmachers oder eines Defibrillators (ICD) in Betracht gezogen werden.

Die kardiologischen Kollegen führen die Implantation sehr häufig und erfolgreich durch, wobei die Elektroden über die Schlüsselbeinvene in das Herzgeführt und dort verankert werden.

Nur selten ist diese Technik der Implantation aufgrund der anatomischen Verhältnisse oder im Falle einer Infektionssituation nicht möglich. In diesen Fällen besteht die Möglichkeit die gewünschten Elektroden im Rahmen einer geplanten Herzoperation oder auch isoliert durch einen ca. 10 cm langen Schnitt unterhalb der linken Brust direkt auf dem Herzmuskel (epimyokardial) zu befestigen.  Diese Techniken ermöglichen bei Patienten, bei denen die Implantation eines Schrittmachers oder eines ICD über den venösen Weg nicht gelungen oder nicht durchführbar war, eine Vermeidung sogenannter „maligner“ lebensbedrohlicher Herzrhythmusstörungen.

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