Bösartige Erkrankungen

  • Kolonkarzinom (Dickdarmkrebs)
  • Rektumkarzinom (Mastdarmkrebs)
  • Analkarzinom (Bösartige Neubildung des Analkanals oder des Analrands)
  • Mastdarmkrebs (Rektumkarzinom)

Kolonkarzinom (Dickdarmkrebs)

Das kolorektale Karzinom ist das zweithäufigste Karzinom der Frau sowie das dritthäufigste Karzinom des Mannes in Deutschland. Es kann den aufsteigenden, queren, absteigenden und s-förmigen Abschnitt des Dickdarms betreffen.

Typische Beschwerden, die meist jedoch erst im fortgeschrittenen Stadium auftreten, sind Stuhlunregelmäßigkeiten, Blut im Stuhl, Leistungsabfall oder Gewichtsverlust. Im Rahmen der Früherkennung spielt sowohl beim Rektum- als auch beim Kolonkarzinom die Darmspiegelung (Koloskopie) eine entscheidende Rolle. Nach Diagnosestellung werden zusätzliche weiterführenden Untersuchungen notwendig, um ein individuelles interdisziplinäres Therapiekonzept leitliniengerecht auf jeden Patienten festzulegen.

Die Therapie des Kolonkarzinoms sieht eine operative Entfernung des betroffenen Darmabschnitts vor. Die Operation wird - wenn möglich - in unserer Abteilung mittels minimalinvasiver Technik (Laparoskopie) durchgeführt. Abhängig vom Tumorstadium schließt sich daran ggf. eine adjuvante Chemotherapie an.


Rektumkarzinom (Mastdarmkrebs)

Das Therapiekonzept des Mastdarmkarzinoms (die letzten 16 cm des Dickdarms betreffend ab After gemessen) sieht je nach Stadium eine kombinierte Bestrahlungs- und Chemotherapie vor. Diese wird meist vor (neoadjuvant) einer Operation  durchgeführt. In den meisten Fällen ist eine Operation nötig. Je nach Abstand des Tumors vom Schließmuskel und Kontinenzleistung wird eine tiefe anteriore Rektumresektion (TARR) oder eine Rektumexstirpation mit Anlage eines künstlichen Darmausganges (Stoma) durchgeführt.

Diese Eingriffe werden zum überwiegenden Teil in minimalinvasiver Technik (Laparoskopie) durchgeführt. Dabei kommen modernste Operationstechniken wie die transanale totale mesorektale Exzision (TaTME) oder die transanale endoskopische Resektion (TEM).

Die Abteilung ist Teil des interdisziplinär geführten, zertifizierten Darmkrebszentrums.


Analkarzinom (Bösartige Neubildung des Analkanals oder des Analrands)

Typische Beschwerden des Analkarzinoms sind Schmerzen, Juckreiz und Blutungen. Analkarzinome sind oftmals mit einer Infektion mit Humanen Papillomviren vom „high-risk“-Typ (HPV 16 und 18) assoziiert.

Die Therapie des Analkarzinoms erfolgt stadienabhängig. Frühe Stadien können abhängig von der Lokalisation mittels lokaler Exzision behandelt werden. Bei fortgeschrittenen Stadien wird eine kombinierte Therapie aus Chemotherapie und Bestrahlung durchgeführt. Eine dauerhafte Heilung der Erkrankung ist in über 80% der Fälle möglich.

Wir sind an der Verfassung der ersten deutschen Leitlinie für das Analkarzinom aktiv beteiligt.

Mastdarmkrebs (Rektumkarzinom)

Nicht-operatives Vorgehen (watch-and-wait = wait-and-see)

2004 berichtete die brasilianische Ärztin Angelita Habr-Gama über ein nicht operatives Vorgehen für den Fall einer kompletten Rückbildung nach Bestrahlung und Chemotherapie von tief gelegenen Rektum-Karzinomen. Sie hatte für eine Patientengruppe mit alleiniger Nachbeobachtung ein Gesamtüberleben von 100 % und ein rezidivfreies Überleben von 92 % nach fünf Jahren gefunden. Nach dieser Arbeit würde die zusätzliche Operation für diese Patienten keinen onkologischen Vorteil bringen, aber in einer höheren Rate an krankhaften Operationsfolgen und einer erhöhten Rate an dauerhaften Stoma-Trägern münden.

Umstritten ist weiterhin die Festlegung der kompletten Rückbildung, die keineswegs an sichere Kriterien gebunden ist. Sie treffe gemäß einer Untersuchung auf weit weniger als die Hälfte der Patienten zu (25 %). Entsprechend verwundert es nicht, dass die exzellenten Raten an neuerlichem Tumorwachstum der ersten Studie von 3 % in folgenden Analysen nicht bestätigt werden konnten (5–39 % in größeren Studien). Demzufolge ist die Diagnose einer kompletten klinischen Rückbildung im Gegensatz zur kompletten pathologischen Rückbildung (am Operationsresektat) zunächst eine Annahme, die im engmaschigen Verlauf erst bestätigt werden muss. Dabei liegen für die Nachbeobachtung bislang keine klaren Empfehlungen vor. 

Stützt man die Empfehlung auf die aktuell veröffentlichten Ergebnisse des internationalen Watch-and-Wait-Registers (van der Valk) sowie vorliegende Metaanalysen (Li, Kong) so lässt sich folgendes schlussfolgern: 

  • Innerhalb von Studien kann eine alleinige Nachbeobachtung bei vermuteter kompletter Rückbildung erfolgen
  • Aber in etwa 25 % der Fälle muss mit einem Wiederauftreten des Tumors innerhalb von zwei Jahren gerechnet werden.
  • Kommt es zu einem Rezidiv, ist eine Radikal-Operation in 83 % der Fälle möglich.
  • Die Ergebnisse bezüglich einer Tumorkontrolle bei komplettem Ansprechen und alleiniger Nachbeobachtung scheinen gemäß der aktuellen Datenlage gleichwertig zum operativen Vorgehen.

Zwei Aspekte bedürfen hierbei jedoch der besonderen Erwähnung: 

  1. Eine lokale komplette Remission muss nicht zwingend auch die angrenzenden Lymphknoten betreffen. So fand Bosch bei 71 Patienten mit kompletter Remission nach Resektion des Tumors immerhin 17 % positive Lymphknoten, im internationalen Register liegen diese bei 8 % (van der Valk).
  2. Ein vollständiges Ansprechen ist als günstiges Auswahlkriterium anzusehen. Diesbezügliche Serien operierter Patienten zeigen hervorragende Ergebnisse mit Lokalrezidivraten unter 9 % und Raten für das rezidivfreie Überleben von 92–100 % (de Campos-Lobato, Gavioli).


Wie beobachten wir nach?

In der Gesamtschau aller Aspekte ist die komplettierende Chirurgie weiterhin als Standard anzusehen, vor allem was die örtliche Tumorkontrolle betrifft. Aufgrund der doch deutlichen krankhaften Folgen einer solchen Operation und des Risikos eines dauerhaften Stoma nach Entfernung des tiefen Mastdarmes kann, innerhalb von Studien, und nach entsprechender Aufklärung aber eine engmaschige Verlaufskontrolle erwogen und mit Ihnen ausführlich besprochen werden.

Aufgrund der bekannt hohen Rezidiv-Wahrscheinlichkeit in den ersten beiden Jahren erfolgt Ihre kritische Nachsorge sehr engmaschig in Intervallen von 6-7 Wochen im ersten Jahr, danach in 3-monatigem Abstand. Wie in allen Arbeiten betont, wird hierbei die lokale klinische (mittels digitaler rektaler Untersuchung) und endoskopische Beurteilung durch sehr erfahrene Untersucher durchgeführt. Zusätzlich erfolgt bei uns die Endosonografie des betroffenen Darms.


Auf diesen Grundlagen haben wir unser Vorgehen festgelegt:

Klinische, rektoskopische und endosonografische Kontrolle ab Ende der Radiochemotherapie: 

  • alle 6-7 Wochen im 1. Jahr, alle 3 Monate im 2. und 3. Jahr, dann alle 6 Monate
  • MRT-Kontrolle nach dem Mercury-Protokoll nach 3, 6 , 9 und 12 Monaten
  • Parallel erfolgt die übliche onkologische Tumornachsorge, entsprechend den S3-Leitlinien

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