Funktionelle Störungen

  • Rektozele
  • Rektumprolaps
  • Anale Inkontinenz

Es gibt verschiedene koloproktologische Funktionsstörungen. Häufig betreffen sie die Darmentleerung und äußern sich in Form von Verstopfungen (Obstipation). Man unterscheidet hierbei die Darmtransportstörungen (Kolon-Transitstörungen) und die Darmentleerungsprobleme (Defäkationsprobleme).

Die Transitstörungen können unterschiedliche Ursachen haben und zeigen sich in einer Verzögerung der Darmpassage (Slow-transit-Obstipation). Man muss an viele mögliche Ursachen denken, unter anderem auch die Einnahme von darmtätigkeitsverlangsamen Medikamenten, Lebensumstände, Ernährung und vieles mehr.

Die Darmentleerung selbst kann ebenfalls gestört sein. Man spricht dann von einer sog. Outlet-Obstruction oder obstruktives Defäkationssyndrom (ODS). Gerade bei der Entleerungsstörung ist eine genaue und subtile Diagnostik von Nöten, um dann eine passende Therapie zu finden. Wir führen in diesem Zusammenhang neben einer ausgedehnten Anamneseerhebung (Erfassung der Krankengeschichte), die proktologische Untersuchung bestehend aus Proktoskopie / Rektoskopie, analer Druckmessung, Ultraschall der Schließmuskulatur und des Beckenbodens sowie weitere Funktionsuntersuchungen z.B. dynamische Beckenboden-MRT (Kernspinuntersuchung des Beckenbodens), neurologische Untersuchung und Schließmuskel-EMG (Nerven-Muskeltest der Schließmuskulatur) durch.

Operativ bietet sich ein breites Spektrum von Eingriffstechniken, die über den After durchgeführt werden können: Raffungs-Operationen bei Mastdarmvorfall und Rektozele, wie z.B. Mukosektomie und Raffung nach Rehn-Delorme, Resektion nach Altemeier, Stapler - assistierte-transanale - Rektumresektion (STARR oder Trans-STARR-OP (Operationen mit dem Klammergerät)). Des Weiteren gibt es Operationen, die wir in Form der Minimalinvasiven Chirurgie durchführen. Hierbei erfolgt  z.B. die Hebung des Mastdarmes und Fixierung (Rektopexie), z.T. auch mit Dickdarmentfernung (Resektionsrektopexie) oder Einlage von Stabilisierungsnetzen (OP nach d’Hoore) minimalinvasiv über eine Bauchspiegelung.

In manchen Fällen erfolgen die Operationen gemeinsam mit den Kollegen der Gynäkologie im Rahmen des interdisziplinären Beckenbodenzentrums. Dann können auch gleichzeitig Urinhalteprobleme und die weibliche Beckenbodensenkung operativ therapiert werden.

Rektozele

Hierbei handelt es sich um eine Aussackung der Vorderwand des Mastdarmes in Richtung Scheide.

Häufige Beschwerden sind ein Druckgefühl im Unterbauch, Probleme bei der Stuhlentleerung und / oder eine Stuhlhalteschwäche. 

Die konservative Therapie besteht in Stuhlregulation und dem Einsatz von Entleerungshilfen. Operativ kann die Entfernung des vorfallenden Darmanteils beispielsweise durch eine Klammernaht-Technik (STARR-stapled transanal rectal resection) Linderung der Beschwerden verschaffen.


Rektumprolaps

Hierbei handelt es sich um einen Vorfall aller Wandschichten des Mastdarmes in oder aus dem Analkanal heraus.

Ursachen können eine Schwäche der Beckenbodenmuskulatur (z.B. durch mehrfache Geburten) und / oder eine chronische Obstipation mit erschwerter Stuhlentleerung, aber auch eine Bindegewebsschwäche sein. 

Häufige Beschwerden sind neben dem sichtbaren Vorfall Juckreiz, Stuhlhalteschwäche, Blutung und Nässen. 

Eine operative Korrektur erfolgt minimalinvasiv durch Rektopexie (Hochzug plus Fixierung des Rektums am Kreuzbein). Es kommen aber auch transanale Verfahren wie eine Mukosaresektion nach Rehn-Delorme (Raffung der muskulären Wandschichten des Rektums plus Entfernung der dadurch überschüssigen Schleimhaut) in Betracht.

Anale Inkontinenz

Unvermögen Winde oder Stuhl willkürlich halten zu können.

Die Ursachen dieser Störung können sehr vielfältig sein und treten oft kombiniert auf. Neben muskulären Ursachen wie einer Beckenbodensenkung oder einer direkten Verletzung des Schließmuskels, kann es sowohl durch chronische Obstipation mit starkem Pressen als auch durch chronische Durchfälle zu einer gestörten Funktion des Schließmuskels kommen. 

Konservative Therapieansätze stellen stuhlregulatorische Maßnahmen, Beckenbodengymnastik oder Biofeedbacktraining dar. 

Operativ kommen Schließmuskelrekonstruktion bei Defekten des Schließmuskels oder die sakrale Neuromodulation (Stimulation des Schließmuskels durch Elektroden und Implantation eines Schrittmachers) zum Einsatz.

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