Ellenbogenbrüche machen nur etwa 7% aller Brüche aus

Umso mehr sind sie in Ihrer Komplexität zu verstehen und zu behandeln. Betrachtet man das Ellenbogengelenk isoliert, ist der Anteil der Olekranonfrakturen mit 38 % aller Frakturen am Ellenbogengelenk jedoch relativ häufig. Der typische Unfallmechanismus ist ein direkter Sturz auf den Ellenbogen (ca. 90%). Nahezu 10 % erleiden eine indirekte Verletzung mit einem Überstreckungsmechanismus des Oberarms. Dann sind meist Begleitverletzungen vorhanden, die vor der Operation erkannt und entsprechend zusätzlich behandelt werden müssen.

Prinzipiell ist die konservative Therapie anzustreben und zu diskutieren. Hier ist die konsequente Ruhigstellung und Entlastung bei akzeptablen Achs- und Längenverhältnissen durchzuführen.

Allerdings sind die Brüche am Ellenbogen meist gelenkbeteiligend und durch die enormen Muskelzugkräfte welche auf die Bruchstücke wirken als instabil einzustufen. Somit ist meist die operative Therapie und innere Stabilisierung ratsam und meist unumgänglich. Ein weiterer Vorteil der operativen Versorgung ist die sogenannte frühfunktionelle Nachbehandlung. Die Bruchstückstabilisierung ist nach der Operation als soweit stabil einzustufen, dass eine Bewegung im Ellenbogengelenk meist vollständig erlaubt ist. Somit wird die Möglichkeit einer Einsteifung des Gelenks, wie sie bei konsequenter Ruhigstellung häufiger auftritt minimiert. Die gesamte Bandbreite an Versorgungsmöglichkeiten sowie Komplikationen und Risikofaktoren sowohl der konservativen als auch der operativen Maßnahmen müssen durch den Arzt / die Ärztin beurteilt und mit dem Patienten / der Patientin vor der Bruchbehandlung besprochen werden.

Vor jeder Therapie steht die Diagnostik. Grundvoraussetzung zur Beurteilung von Brüchen ist das Röntgenbild. Ist dies um eine optimale therapeutische Konsequenz z.B. bei Beteiligung der Gelenkfläche zu erzielen nicht ausreichend sollte eine Computertomographie (optimaler Weise mit 3D-Rekonstruktionen) durchgeführt werden. Ist das Gelenk ihm Rahmen des Verletzungsmechanismus ausgekugelt (luxiert) oder sind zusätzlich Weichteilverletzungen wie Bandabrisse, welche die Stabilität zusätzlich schwächen zu erwarten, kann ggf. zur besseren Diagnostik noch eine  Kernspinuntersuchung (MRT) angeschlossen werden.

Um ein optimales Behandlungsergebnis zu erreichen, muss der Bruch in seiner Entstehung verstanden werden, um auch komplexe Fälle bestmöglich zu versorgen. Das setzt eine entsprechende Erfahrung und Expertise voraus.

Grundsätzlich sollte bei der operativen Therapie die innere Bruchstabilisierung (das Stabilisierungsmaterial liegt nah am Knochen und wird von der Haut und den Weichteilen komplett bedeckt) angestrebt werden. Hier werden in erster Linie Platten und Schrauben zum fixieren verwendet. Soweit möglich kann dies auch in minimalinvasiven weichteilschonenden Techniken durchgeführt werden. Ziel einer modernen Operationstechnik ist es, das Weichgewebe und den Knochen zu schonen bzw. so wenig wie möglich zu verletzen.

Bei schweren Brüchen oder Brüchen mit einer ausgeprägten Auskugelungsneigung (Instabilität) trotz optimaler Versorgung muss gelegentlich eine äußere Stabilisierung (Fixateur externe) zusätzlich angewandt werden. Hier steht allerdings für den Ellenbogen ein sogenannter Bewegungsfixateur, der eine Beübung  des Gelenkes nach der Operation erlaubt zur Verfügung.

Sollte in seltenen Fällen eine Rekonstruktion der Bruchanteile nicht mehr passend möglich sein, kann eine Versorgung mittels künstlichen Gelenkes (Endoprothese) durchgeführt werden.

Die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie ist auf die Behandlung von ellenbogengelenksnahen Brüchen spezialisiert und bietet das komplette Spektrum moderner und bewährter Behandlungsmethoden.

Versorgungsbeispiele

Fall 1: höchst instabiler irregulärer Bruch mit mehreren Bruchstücken direkt oberhalb des Ellenbogengelenks ohne Gelenkbeteiligung

Fall 1: anatomische Herstellung von Achse und Länge mit stabiler Plattenfixierung mit Doppelplattenanlage

Fall 2: höchst instabiler irregulärer Bruch mit mehreren Bruchstücken des Oberarms im Bereich des Ellenbogengelenks mit Gelenkbeteiligung

Fall 2: zunächst Herstellung von Länge und Achse bis zur Weichteilabschwellung mittels äußerem Fixierungsgestell (Fixateur externe)

Fall 2: im zweiten Schritt nach Abschwellung der Weichteile (4-7 Tage) anatomische Herstellung von Achse und Länge und der Gelenkfläche mit stabiler Plattenfixierung mit Doppelplattenanlage und zusätzlichen Schrauben. Um die Gelenkfläche zu sehen, musste der Ellenknochen durchtrennt und wieder fixiert werden (roter Pfeil).

Fall 3: Abbruch der gelenkbildenden Oberarmrolle am Ellenbogen (roter Pfeil). Einpassen und Fixierung mit im Knochen versenkten Schrauben um die Gelenkfläche und den Knorpel nicht zu schädigen

Fall 4: Zertrümmerung des Speichenkopfes ohne Möglichkeit einer gelenkerhaltenden Schraubenversorgung. Einbau einer künstlichen Speichenkopfprothese.

Fall 5: irregulärer Bruch des Endes des Ellenknochens (Olecranon) mit mehreren Bruchstücken (rote Pfeile). Anatomische Wiederherstellung der Gelenkfläche und stabile Fixierung mittels Platte und Schrauben

Fall 6: Auskugelungsbruch mit Verrenkung des Speichenkopfes nach hinten und knöcherne Ausrisse der stabilisierenden Bandstrukturen. Anatomische Herstellung und Fixierung mit Platten, Schrauben und Bandfixierung mit sogenannten Fadenankern (rote Kreise)

Fall 7: ebenfalls Auskugelungsbruch mit zusätzlichem Bruch des Speichenkopfes und knöcherne Ausrisse der stabilisierenden Bandstrukturen. Anatomische Herstellung und Fixierung mit Spezialdoppelplatten, Schrauben und Bandfixierung mit sogenannten Fadenankern (rote Kreise). Der Speichenkopf konnte ebenfalls mit Schrauben versorgt und erhalten werden (roter Pfeil).

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