Aus welchen Materialien besteht ein Kunstgelenk?

Dies hängt vom Prothesentyp und der Verankerungstechnik ab. Die Schaftlosen Implantate bestehen meistens aus einer Kombination von Kunststoff (Polyethylen), Keramik und Titan.

Je nach Modell werden auch Metallkombinationen (Kobalt-Chrom-Molybdän) eingesetzt. Bei einer bekannten Metallallergie wird dies berücksichtigt und es werden ggf. alternative Werkstoffe verwendet.

Die Verankerung erfolgt entweder ohne oder mit Knochenzement. Dies hängt vom verwendeten Implantat, dem Alter des Patienten und der Knochenqualität ab. Beide Verankerungstechniken sind heutzutage sicher anzuwenden und weisen gute Langzeitergebnisse auf.

Was ist eine „inverse Prothese“?

Anatomische Prothesen beruhen auf einer funktionierenden Sehnen-Muskel Struktur des Schultergelenks. Die sogenannte Rotatorenmanschette bewegt das Schultergelenk in alle Richtungen. Durch Verschleißprozesse und/oder Verletzungen nutzen sich die Sehnen im Laufe des Lebens ab.

Es kommt zu einem gestörten Bewegungsmechanismus und dem Krankheitsbild einer Cuff-Arthropathie (s. oben). Eine Reparatur der Rotatorenmanschette macht in diesem Fall keinen Sinn mehr. Ebenso ist die Implantation einer anatomischen Prothese nicht erfolgsversprechend. Mittel der Wahl ist bei ausgeprägter Schmerzsymptomatik und/oder eingeschränkter Beweglichkeit die Implantation einer „inversen Prothese“.

Professor Paul Grammont aus Dijon entwickelte daher Mitte der 80er Jahre erste Prototypen, um durch eine Änderung der Gelenkmechanik einen Gelenkersatz möglich zu machen. 1991 wurde durch die Delta III Prothese (Abbildung 3) die Grundlage für den Erfolg der inversen Prothetik gelegt. 

Damit konnten nun auch Patienten mit insuffizienter oder nicht mehr vorhandener Rotatorenmanschette mit einer Schulterendoprothese versorgt werden.

Das Prinzip basiert auf einer Umkehrung (invers, englisch: revers) der Anatomie des Schultergelenks. Das normale anatomische Schultergelenk besteht hauptsächlich aus dem kugeligen Oberarmkopf (Humeruskopf) und einer flachen Gelenkpfanne (Glenoid).

Standard-Endoprothesen weisen den gleichen Aufbau auf und werden als anatomische Prothesen bezeichnet.

Nicht-anatomische Prothesen weisen einen umgekehrten Aufbau auf (invers). Die Gelenkpfanne wird durch eine konvexe Halbsphäre und der Oberarmkopf durch eine konkave Halbschale ersetzt.

Dadurch verändert sich das Drehzentrum der Schulter und es kommt  zu einer stärkeren Vorspannung des Deltamuskels (Musculus deltoideus, siehe Abbildung 3). Dieser verändert seine biomechanischen Eigenschaften. Die Abspreizkraft (Abduktion) des Armes wird erhöht und verbessert. Dies geht jedoch auf Kosten der Rotation, so dass Patienten langfristig eine schlechtere Rotation aufweisen können, welche jedoch selten funktionelle Probleme im Alltag bereiten.

Aufbau der Prothesen

Moderne inverse Prothesen bestehen aus mehreren Komponenten und ermöglichen die individuelle Rekonstruktion des Gelenks. Beispiel Typ SMR Invers Fa. Lima (Abbildung 6)

  1. Metallische Basisplatte aus Titan = Metaglene mit Schrauben- und Zapfenverankerung
  2. Konvexe Halbkugel aus Polyethylen oder Metall = Glenosphere
  3. Konkave Gelenkfläche aus Polyethylen oder Metall (Inlay)
  4. Modularer Zwischenkörper (Metaphysenkörper)
  5. Prothesenschaft aus Titan oder Metall (zementiert oder zementfrei)

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