Wie läuft die Vorbereitung für eine solche Operation ab?

Die Vorgeschichte des Patienten / der Patientin und die klinische Untersuchung werden durch den Arzt / die Ärztin durchgeführt. Wichtig ist die genaue Angabe von Schmerzen, Bewegungseinschränkungen, Einschränkungen der Alltagsaktivitäten und von Begleiterkrankungen.

Vor einer Operation sollten alle konservativen Maßnahmen, wie z.B. Physiotherapie, Schmerzmittel und physikalische Therapie ausgeschöpft sein.

Je nach Indikation werden zusätzliche bildgebende Verfahren benötigt. Ein Röntgenbild ist obligat. Es sollte immer eine 3-dimensionale Bildgebung mittels CT (Computertomografie) oder MRT (Magnetresonanztomografie) vorliegen, um Veränderungen an der Gelenkpfanne (Glenoid) entdecken zu können (Abbildungen 1-4).

Der Knochen der Gelenkspfanne hat nur ein kleines Volumen, so dass man in einigen Fällen knöcherne Defekte wieder aufbauen muss. Dies gelingt durch die Anlage von eigenem Knochen oder über spezielle Implantate.

Benötigt wird ein künstliches Schultergelenk mit Rekonstruktion des Glenoids.

Was muss während der Nachbehandlung beachtet werden?

Die Nachbehandlung wird von vielen Faktoren beeinflusst, z.B. Ursache der Erkrankung, verwendetes Operationsverfahren und Implantate oder Zugang zum Operationsgebiet.

Eine Schulteroperation ist v.a. auch ein „Weichteileingriff“, da man Sehnen, Muskel- und Kapselgewebe lösen muss und am Ende wieder zusammen näht. Nach der Operation sollte das Gelenk früh bewegt werden. In den ersten 6 Wochen sind jedoch viele Bewegungen nur eingeschränkt erlaubt. Alle Patient*innen erhalten daher in den ersten 4-6 Wochen eine Orthese, die die Bewegungen und die Funktion einschränken kann (Abbildungen 5&6).

Erst nach 6-8 Wochen ist eine ambulante oder stationäre Rehabilitationsbehandlung sinnvoll, da dann eine volle Funktionsfähigkeit möglich ist und man das volle Potential einer intensivierten Beübung nutzen kann. In der Zwischenzeit empfehlen wir ambulante Krankengymnastik und Eigenübungen, die Patient*innen gezeigt werden.

Es ist wichtig zu wissen, dass eine intensive Physiotherapie über einen längeren Zeitraum erforderlich ist. Es gibt viele Untersuchungen die zeigen konnten, dass selbst 2-3 Jahre nach der Operation noch Verbesserungen der Funktion und Beweglichkeit möglich sind.

Wie lange dauert die Operation, der stationäre Aufenthalt und welche Komplikationen können auftreten?

Die Operation dauert je nach Komplexität in den meisten Fällen zwischen 60 und 120 Minuten.

In der Regel benötigt man eine Vollnarkose, oftmals in Kombination mit einem Schmerzkatheter, der für 2-3 Tage verbleibt. Das lokale Betäubungsmittel reduziert die Schmerzen im Schultergebiet. Der Katheter wird von den Narkoseärzt*innen (Anästhesist*innen) kurz vor der Operation gelegt.

Durch den Schmerzkatheter (Abbildung 7) kann es im Versorgungsgebiet der Armnerven zeitweise zu einem Taubheits- und Schwächegefühl kommen, das nach der Entfernung des Katheters wieder verschwindet.

Die Patient*innen verbleiben i.d.R. etwa 4-7 Tage in stationärer Behandlung. Am ersten Tag nach der Operation werden vorsichtige Bewegungsübungen mit den Physiotherapeut*innen durchgeführt.

Voraussetzungen für die Entlassung sind:

  • Eine trockene und reizlose Wunde
  • Gute Schmerzkontrolle

Als mögliche Komplikationen können Infektionen und Wundheilungsstörungen auftreten, die zum Glück selten (<2%) sind. Risikofaktoren stellen Begleiterkrankungen wie Diabetes oder „Rheuma“ dar. Auch Raucher*innen weisen ein deutlich höheres Risiko auf.

Da das Schultergelenk sehr beweglich ist und muskulär geführt wird, muss sich das Gelenk erst anpassen. Gelegentlich kann ein Ausrenken (Luxation) des Gelenks, meistens in der Frühphase, auftreten. Daher sollten die Anweisungen des Arztes / der Ärztin und der Therapeuten / Therapeutinnen strikt befolgt werden. Das Gelenk muss in den meisten Fällen durch eine Kurznarkose wieder eingerenkt werden.

Sehr seltene Komplikationen (<1%) sind Thrombosen, Lungenembolien oder eine Fraktur um die Prothese. Langfristig (i.d.R. >10 Jahre) kann es zu Implantatlockerungen kommen, die i.d.R. eine Wechseloperation erfordern.

Was für ein Ergebnis kann ich langfristig erwarten?

Dies ist stark abhängig von dem Grund für eine Operation und den vorher bestehenden Einschränkungen.

Ein/e jüngere/r Patient*in mit Arthrose und noch intakter Rotatorenmanschette wird häufig mit einer anatomischen TEP versorgt. Oftmals kann eine freie Funktion erreicht werden und der Patient / die Patientin kann fast alles machen. Das Heben starker Gewichte und die vermehrte körperliche Beanspruchung können zu einem schnelleren Verschleiß der Komponenten führen.

Bei älteren Patient*innen (>70 Jahre) mit einer komplexen Fraktur und einer nicht mehr vorhandenen Rotatorenmanschette verwenden wir eine inverse Prothese, die oft in ihrer Bewegung limitiert ist.

Trotzdem erreichen die meisten Patienten ein gutes zufriedenstellendes funktionelles Ergebnis. Das Hauptziel ist schmerzfrei zu sein und die Selbstständigkeit zu erhalten. Dies ist fast immer erreichbar.

Die Standzeit der Endoprothesen ist von vielen Faktoren abhängig. Bei anatomischen Endoprothesen haben jüngere und männliche Patienten eine schlechtere Haltbarkeit, als z.B. ältere Patienten. Dies liegt meistens an der größeren Aktivität und Belastung.

Im Verlauf verlieren anatomische Prothesen ihre Funktion, da die Rotatorenmanschette im weiteren Leben verschleißen kann. Das eigentliche Implantat kann zwar noch intakt sein, funktioniert aber nicht mehr richtig durch den Defekt der umgebenden Sehnen. Dann müssen Implantate ausgetauscht werden und in den meisten Fällen eine inverse Endoprothese verwendet werden. Modulare Prothesen (s. unten) vereinfachen das Vorgehen, da ein kompletter Komponentenwechsel meistens nicht notwendig ist.

Letztendlich sind alle Endoprothesen „Verschleißteile“, sodass man mit seinem Kunstgelenk pfleglich umgehen sollte. Im Einzelfall sollte dies immer mit dem behandelnden Arzt / der Ärztin besprochen werden.

Was hat sich in den letzten Jahren verändert?

Durch moderne modularen Prothesensysteme sind viele Verbesserungen erzielt worden. So ist es heutzutage beispielsweise möglich einen Teilwechsel durchführen, wenn z.B. im weiteren Verlauf die Rotatorenmanschette nicht mehr funktioniert. Der Wechsel von einer anatomischen auf eine inverse Endoprothese wird dadurch erleichtert.

Die Planung der Operation wird immer wichtiger und detaillierter. Techniken der digitalen 3D Planung ermöglichen die Prothesen noch besser individuell auf die Patient*innen einzustellen.

Moderne Operationstechniken die weichteilschonend sind und den Blutverlust reduzieren ermöglichen eine schnellere Rehabilitation.

Wir sehen immer ältere Patient*innen, die mit einer Schulterendoprothese versorgt werden müssen. Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit unseren Narkoseärzt*innen (Anästhesist*innen) und Altersmediziner*innen (Geriater*innen), i.R. unseres Alterstraumatologischen Zentrums,  können wir dieses Patientenkollektiv besser versorgen und versuchen die Risiken der Behandlung zu minimieren.


Wer führt im JoHo diese Operationen durch?

Die Operation eines künstlichen Schultergelenks ist ein Spezialisteneingriff und bedarf eines intensiven Trainings und Weiterbildung.

Daher werden diese Operationen durch unser erfahrenes Schulterteam durchgeführt. Dr. Michael Schneider, Chefarzt der Klinik für Unfall-, Hand- und Ellenbogenchirurgie leitet dieses Team und sorgt für eine kontinuierliche Fort- und Weiterbildung und Entwicklung dieses Bereichs.

Ambulante Vorstellungen und Beratungen können im Rahmen einer spezialisierten Sprechstunde (Montags 12:00 -15:00 Uhr und Freitags 9:00 - 12:00 Uhr; Anmeldung unter 0611 177 3412) in der Unfallchirurgischen Ambulanz bei Dr. Schneider oder im Rahmen unserer Sportorthopädischen-/Schultersprechstunde (Mittwoch 9:00 -14:00 Uhr; Anmeldung unter 0611 177 3636) in unserer Orthopädischen Ambulanz erfolgen.

Alternativ erreichen sie uns per Mail unter schulterchirurgie(at)joho.de

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