Die Extremitätenrekonstruktion und -verlängerung beinhaltet die Verlängerung und Achskorrektur von Verkürzungen oder Verbiegungen der oberen und unteren Gliedmaßen sowie auch die Wiederherstellung knöcherner Defekte durch Kallusdistraktion.

Es handelt sich um Abweichungen, die angeboren sind oder auch nach Unfall, Infektion oder Tumorresektion entstanden sein können.
 

Kallusdistraktion

Nach gewebsschonender Durchtrennung des Knochens über einen kleinen Stichkanal kann ohne Anlagerung von körpereigenen- oder Fremdknochen neuer, biologisch vollwertiger Knochen erzeugt werden zur Verlängerung eines verkürzten Skelettabschnittes oder zur Auffüllung eines knöchernen Defektes

Voraussetzung ist eine adäquate Stabilisierung, die eine wohl dosierte graduelle Distraktion (Auseinanderziehen) des durchtrennten Knochens ermöglicht.
 

Methode

Die Möglichkeit der Kallusdistraktion war bereits zu Anfang des Jahrhunderts bekannt. Über viele Jahrzehnte wurde sie jedoch nicht angewandt, da keine geeignte Instrumentarien (Hardware) zur Verfügung standen.

Erst durch Bekanntwerden des von Prof. Ilizarov entwickelten Ringfixateurs (von außen am Knochen befestigter ringförmiger Spanner) wurde die westliche Welt wieder auf die Kallusdistraktion aufmerksam. Seit Mitte der 80er Jahre wurde das Verfahren zunehmend von wenigen Spezialist*innen in der westlichen Welt angewandt und weiterentwickelt.

In unserer Orthopädischen Klinik wird darüber hinaus der für die Patient*innen wesentlich angenehmer sogenannte unilaterale Fixateur (Heidelberger Fixateur nach Prof. Pfeil) angewendet (Abb. 1).

Bei geeigneter Indikation kann durch Verwendung von Implantaten die Notwendigkeit der externen Fixation weiter verkürzt oder sogar verhindert werden. Das neueste Verfahren stellt die Extremitätenrekonstruktion mit dem sogenannten Hexapodenfixateur (Taylor Spatial Frame) dar (Abb. 2). Das aus der industriellen Fertigung stammende Verfahren erlaubt genaueste Korrekturen auch bei komplizierten Fehlstellungen. 

Eine weitere neue Methode ist die Beinverlängerung mittels intramedullärem/innenliegendem Verlängerungsnagel. (Abb. 5)
 

Beinachsenkorrektur

Im Falle einer „O“- oder „X“-Beinstellung (Genu varum/valgum) – sei es angeboren oder erworben, zum Beispiel im Zusammenhang mit einer beginnenden Arthrose (Gelenkverschleiß) - besteht oft auch die Möglichkeit bei knienaher Fehlstellung eine akute Korrektur und winkelstabile Verplattung durchzuführen. Meist am Schienbeinkopf, zum Teil oberhalb des Kniegelenkes am Oberschenkel, manchmal sogar an beiden Stellen (siehe Abb. 3 und 4).
 

Behandlungsspektrum

Die Qualität der Behandlung im Gebiet der Extremitätenrekonstruktion und -verlängerung liegt in der differenzierten Indikationsstellung. Dieses betrifft sowohl die Festlegung des Behandlungsziels sowie auch der individuellen Entscheidung bei der Auswahl des zu verwendenden Instrumentariums (Ringfixateur, unilateraler Fixateur, Sonstiges).
 

Das Spektrum beinhaltet:

  • Computergesteuerte Deformitätenanalyse und Operationsplanung
  • Extremitätenverlängerung über unilateralen Fixateur, Ringfixateur, Hexapodenfixateur oder mittels intramedullärem / innenliegendem Verlängerungsnagel
  • Korrekturosteotomien mit verschiedenen Fixateursystemen, intraop. Rasterkontrollen, fixateurassistierte Nagelung, minimal invasive Verplattungstechniken
  • Segmenttransport
  • Geschlossene Pseudarthrosenbehandlung einschließlich Ultraschall
  • Fußdeformitätenkorrekturen: konventionell sowie Ringfixateur
  • Beinachsenkorrektur (O/X-Bein) mit winkelstabiler Titanplatte
  •  Wuchslenkung ( Epiphyseodese/Hemiepiphyseodese; temporär/permanent) 

 

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