Mund- und Zahnpflege
fördern die Genesung und das Wohlbefinden

Interview zum Welttag der Mundgesundheit

am 20. März – Infotag im JoHo Wiesbaden


Das Team des Pflegezirkels am JoHo Wiesbaden informiert anlässlich des Welttages der Mundgesundheit am 20. März von 11 bis 15 Uhr in der Eingangshalle zu Mundhygiene und -pflege. Mit dabei sind Kolleginnen der Hygieneabteilung sowie des Diät- und Ernährungsberatungsteams. Simon Block-Langer ist Zahnarzt, Pflegefachkraft und Pflegepädagoge an der JoHo Akademie. Er erklärt im Interview, warum Zahn- und Mundpflege auch während einer Erkrankungsphase für die Gesundheit und das Wohlbefinden förderlich sind.

Unter Mundhygiene versteht der Laie meist regelmäßiges Zähneputzen mit einer nicht allzu betagten Zahnbürste. Braucht es dafür einen Welttag?

Am Welttag der Mundgesundheit geht es nicht nur ums Zähneputzen, auch nicht zuvorderst um Karies, Parodontitis und andere – den Mund betreffende – Erkrankungen. Wir wollen auf weniger bekannte Aspekte hinweisen. So wird die Parodontitis, also die Entzündung des Zahnhalteapparates, und die damit verbundene hohe Keimbelastung des gesamten Körpers heute bereits mit der Entstehung von Diabetes, Demenz sowie Herzmuskel- und Lungenentzündungen in Verbindung gebracht. Nach Angaben der Bundeszahnärztekammer und einer groß angelegten Mundgesundheitsstudie sind in Deutschland rund 35 Millionen Menschen an Parodontitis erkrankt.

Regelmäßige Zahnarztbesuche, eine ausgewogene Ernährung und die Vermeidung schädlicher Verhaltensweisen wie Rauchen, tragen maßgeblich zur Zahngesundheit bei. Auch dafür möchten wir sensibilisieren.

Wenn jemand aufgrund einer längeren Krankheit nicht zur eigenständigen Mundhygiene in der Lage ist, wie können Angehörige helfen?

Angehörige können bei der Mundhygiene unterstützen oder bei Bedarf das Zähneputzen ganz übernehmen. Informationen über mögliche Hilfsmittel und Techniken finden sich z.B. im Ratgeber des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP):

https://www.zqp.de/wp-content/uploads/ZQP-Ratgeber-Mundpflege.pdf

https://www.youtube.com/@ZQP

Weiterführende Informationen bietet außerdem die Bundeszahnärztekammer auf ihrer Homepage

https://www.bzaek.de

Gibt es Erkrankungen, die eine besondere Pflege und Hygiene des Mundraums erfordern?

Die Bundeszahnärztekammer und der Deutsche Pflegerat haben Ende 2023 noch einmal bekräftigt, dass Mundgesundheit und Allgemeingesundheit sich gegenseitig bedingen und beeinflussen. Es konnten eindeutige Zusammenhänge zwischen Zahn- und Munderkrankungen und Allgemeinerkrankungen wie Diabetes, Lungenentzündung, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Rheuma nachgewiesen werden. Weitere Zusammenhänge mit der Entstehung bestimmter Nieren- und Krebserkrankungen sowie Osteoporose werden derzeit erforscht.

Im Falle des Diabetes konnte nicht nur nachgewiesen werden, dass Diabetiker:innen häufig auch an Parodontitis leiden, sondern auch, dass Parodontitis die Einstellung des Diabetes erschwert, zu höheren HbA1c-Werten führt und die Folgen des Diabetes drastischer ausfallen können. Es besteht also eine Wechselwirkung zwischen beiden Erkrankungen. Eine besondere Sorgfalt bei der Mundhygiene ist hier dringend anzuraten.

Patient:innen, die aufgrund einer Tumorerkrankung eine Strahlen- oder Chemotherapie durchlaufen müssen, sollten auch besondere Mundhygienemaßnahmen ergreifen. Hier ist eine enge Abstimmung der behandelnden Ärzt:innen und Zahnärzt:innen notwendig.

Menschen mit Erkrankungen, die sich auf die Motorik auswirken, haben einen erhöhten Unterstützungsbedarf, da sie die Zahn- und Mundhygiene möglicherweise nicht mehr ausreichend durchführen können.

Psychische Erkrankungen wie bestimmte Essstörungen können dazu führen, dass der Mundhygiene besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden muss, um Schäden an den Zähnen zu vermeiden.

Auch wenn es sich bei einer Schwangerschaft um keine Erkrankung handelt, sollten werdende Mütter in besonderer Weise auf Mundhygiene achten. Zum einen kann es im Verlauf der Schwangerschaft, vermutlich aufgrund der hormonellen Umstellung, vermehrt zu Entzündungen des Zahnfleisches kommen. Zum anderen sollten Frauen mit Kinderwunsch, die bereits an einer Parodontitis leiden, diese vor einer Schwangerschaft behandeln lassen. Studienergebnisse legen nahe, dass eine Parodontitis das Risiko für Frühgeburten, Präeklampsie und ein niedriges Geburtsgewicht erhöht.

Kann man, wenn man krank ist, nicht auch mal die Mundhygiene vernachlässigen? Man hat dann doch ganz andere Sorgen.

Ein gesunder Mund und gesunde Zähne haben einen großen Einfluss auf das physische und psychische Wohlbefinden. Sprechen, Kauen und Lachen beeinflussen unser Wohlbefinden und sind förderlich für Genesungsprozesse.

Zusätzliche Probleme im Mundbereich, wie Schmerzen durch Entzündungen, kariöse Zähne oder schlechtsitzende Prothesen, können über die Grunderkrankung hinaus z.B. zu vermindertem Appetit und Gewichtsverlust führen. Mundgeruch führt häufig zum sozialen Rückzug der Betroffenen. Verminderter Speichelfluss, z.B. als Nebenwirkung einiger Medikamente, erhöht die Kariesanfälligkeit und vermindert den Prothesenhalt.

Daher ist es wichtig, dass eine gute Zahn- und Mundhygiene auch während einer Erkrankung durchgeführt wird, sei es daheim oder im Krankenhaus.

- Simon Block-Langer -

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