Robotik in der gynäkologischen Chirurgie
Freitag, 09.06.2023
Roboter-assistierte Chirurgie ist bisher noch nicht allgemein bekannt, wenige Patientinnen fragen gezielt danach. Erläutern wir den Robotereinsatz im Aufklärungsgespräch genauer, ist das Interesse meist sehr groß. Bedenken gibt es selten, dennoch bestehen häufig viele Fragen und es ist wichtig, Abläufe anschaulich zu erklären. Selbstverständlich bietet auch die konventionelle Laparoskopie (Bauchspiegelung) Möglichkeiten auf hohem Niveau, dennoch sollte jede Patientin die Vorteile roboter-assistierter Chirurgie kennen. Wie bei der herkömmlichen Laparoskopie werden die Instrumente minimalinvasiv (durch kleinste Schnitte) in die Bauchdecke eingebracht und bis zu vier „Roboterarme“ angedockt. Der Operateur sitzt an einer Konsole und steuert diese sowie eine hochauflösende 3D-Kamera, die alles in zehnfacher Vergrößerung zeigt. Nerven und Gefäße können so noch besser geschont werden. Finger- und Handbewegungen werden über Joysticks hochpräzise übertragen, wobei automatisch eine Optimierung des Bewegungsablaufs stattfindet.
Entscheidend ist die enorme Präzision, die von menschlicher Hand allein nicht erreicht werden könnte. Es ist möglich, auf engstem Raum Drehungen von bis zu 360 Grad vorzunehmen. Die neusten Systeme sind sehr schlank und beweglich, was insbesondere für gynäko-onkologische oder urogynäkologische Operationen im Bereich des Beckenbodens eine wichtige Rolle spielt. Auch das Nähen wird erleichtert, sodass Patientinnen bei anspruchsvollen Eingriffen wie der Entfernung multipler, ungünstig gelegener oder sehr großer Myome (gutartige Muskeltumore) von einer kürzeren OP-Dauer und präziseren Nahttechnik profitieren. Daneben wird durch eine fixe Platzierung der Roboterarme in einem sog. Remote-Center das Bauchdeckentrauma minimiert und der post-operative Schmerz geringer. Um roboter-assistierte Chirurgie durchführen zu können, ist eine spezielle Ausbildung notwendig.
Jeder Operateur durchläuft ein umfassendes Programm. Besonders wichtig ist das Zusammenspiel des gesamten Teams. Der Operateur, der selbst an der Konsole sitzt, muss sich vom Anästhesisten über die OP-Pflege bis hin zum zweiten Operateur, der am OP-Tisch direkt bei der Patientin ist, auf alle verlassen können. Wie ein Profi-Orchester arbeiten alle aufeinander eingespielt zusammen. Wichtig ist, dass der Roboter keinesfalls ein Autopilot ist, sondern ständig durch den Operateur gesteuert wird. In regelmäßigen Roboter-Sprechstunden nehmen wir uns Zeit, in Ruhe alle Fragen zu besprechen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich Patientinnen nach einer roboter-assistierten OP schneller erholen, auch die Entlassung kann sich je nach Eingriff um ein bis zwei Tage verkürzen.
Mehr Informationen finden Sie auf unserer JoHo Robotics-Seite sowie auf der Seite unserer Gynäkologie.