Diagnostische Verfahren der Elektrophysiologie
Unsere Abteilung verfügt über einen elektrophysiologischen Messplatz. Zusätzlich steht für die Diagnostik und Behandlung bestimmter Herzrhythmusstörungen ein sogenanntes elektro-anatomisches-Mapping-Verfahren zur Verfügung (NavX Ensite Precision), mithilfe dessen über elektrische Signale, die direkt aus dem Herzen aufgenommen werden, eine räumliche Rekonstruktion bestimmter Herzabschnitte vorgenommen werden kann. Bei der Diagnostik von Herzrhythmusstörungen werden in der Regel über Zugangswege in der Leiste mehrere schmalkalibrige Schläuche „Elektrophysiologiekatheter“ im Herzen platziert. Durch entsprechende Manöver werden dann die klinischen Herzrhythmusstörungen provoziert und können hinsichtlich ihres Mechanismus und ihres Entstehungsortes charakterisiert werden. In derselben Sitzung können diese dann mit Hilfe der Katheterablation behandelt werden.
Ablation von Kammer-Rhythmusstörungen
Video 1: Im oberen Bildbereich sieht man eine 3D-Rekonstruktion der rechten Herzhöhlen einer Patientin. Eine kleine Region im Ausflussbereich der rechten Herzhauptkammer gibt schnelle elektrische Fehlimpulse ab (siehe EKG im unteren Bildbereich). Die Region konnte gezielt verödet werden.
Video 2: hier zeigt sich eine große Narbe der Herzvorderwand (grau), deren Randgebiete mittels eines Ablationskatheters behandelt werden konnte. Dieser Patient hatte eine ausgeprägte Herzschwäche und wurde von seinem implantierbaren Defibrillator vor der Verödung häufig behandelt („geschockt“).
Katheterablation von Herzrhythmusstörungen
Die mit Hilfe der Katheterablation am häufigsten behandelten Herzrhythmusstörungen sind die AV-nodale Reeentry-Tachykardie, Tachykardien im Rahmen von sogenannten Präexzitations(WPW-)syndromen, Vorhoftachykardien, Vorhofflattern, Kammertachykardien sowie Vorhofflimmern. Eine Vielzahl von schnellen Herzrhythmusstörungen kann heute mit Hilfe von Katheterablationstechniken behandelt und großen Teils geheilt werden. Bei der sogenannten Katheterablation werden kleine Abschnitte im Bereich verschiedener Herzkammern verschorft, die für die Entstehung und Aufrechterhaltung dieser Rhythmusstörungen verantwortlich sind. Nach erfolgreicher Katheterablationsbehandlung besteht meist keine Notwendigkeit mehr, Medikamente zur Unterdrückung der Rhythmusstörungen weiter einzunehmen.
Als Energiequellen für die Ablation von Herzrhythmusstörungen stehen zum einen Radiofrequenzenergie, zum anderen die sogenannte Cryo-Technologie zur Verfügung. Im ersten Falle wird die Gewebeverschorfung durch die Erzeugung von Hitze an der Spitze des Behandlungskatheters erreicht, im zweiten Falle wird der Behandlungskatheter gekühlt und die Verschorfung somit über eine Vereisung erzielt
Ablationsverfahren bei Vorhofflimmern
Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung weltweit. Derzeit leiden allein in Deutschland mehr als eine Million Menschen an dieser Erkrankung. Schätzungen zu Folge wird die Zahl der Betroffenen in den nächsten Jahren auf über 2 Millionen ansteigen. Ursächlich für das Vorhofflimmern ist meist eine elektrische Aktivität in den Lungenvenen (auch Pulmonalvenen genannt), die sowohl bei sonst herzgesunden als auch bei herzkranken Menschen auftreten kann. Zur Behandlung des Vorhofflimmerns besteht die Möglichkeit einer sogenannten „Pulmonalvenenisolation“ (=elektrische Isolierung der Lungenvenen). Hierbei wird Herzgewebe am Übergang zu den Lungenvenen verschorft. Das dadurch entstehende Narbengewebe dient als Barriere für von den Lungenvenen getriggerte abnorme elektrische Impulse, die dann nicht mehr auf das Herz übergeleitet werden können. Die Funktion der Lungenenvenen bleibt darüber hinaus intakt.
Die Pulmonalvenenisolation ist eine etablierte Behandlungsmethode, Vorhofflimmern dauerhaft behandeln zu können. Hierzu setzen wir neben der Radiofrequenz-(Hitze) auch die Cryoballon (Kälte)-Technik ein. Beide Verfahren sind hinsichtlich der Effektivität als gleichwertig anzusehen. Die Anwendung der Cryoballon-Technik ist ein gewebeschonendes und nahezu schmerzfreies Verfahren. Hierzu wird über eine dünne Leitung ein Kühlmittel in einen ballonförmigen Katheter geleitet. Darunter kühlt der Ballon auf Temperaturen von bis zu –50C° ab und friert am Herzgewebe am Übergang zu den Lungenvenen fest. Hierbei entsteht eine runde Verödungszone um die Pulmonalvene.
Ablationen (Med. Klinik I)
Eingriff | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 |
Linksatriale Ablationen (Radiofrequenz & Cryo) | 270 | 299 | 319 | 355 |
Supraventrikuläre Tachykardien (Flattern, AVNRT, WPW, FAT) | 123 | 143 | 120 | 119 |
Andere Ablationen (z.B. VT) | 46 | 51 | 52 | 59 |
Diagnostische EPU ohne Ablation | 11 | 6 | 16 | 9 |
Summe | 450 | 499 | 507 | 542 |
Komplikationen (Med. Klinik I)
Komplikation | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 |
Leistenkomplikation (interventionsbedürftig) | 1 | 0 | 2 | 0 |
Persistierende Phrenicusparese | 0 | 0 | 0 | 0 |
Ösophago-atriale Fistel | 0 | 0 | 0 | 0 |
AV-Block | 0 | 0 | 0 | 1 |
Perikardtamponade | 1 | 1 | 1 | 1 |
Schlaganfall / TIA | 0 | 0 | 0 | 0 |
Tod | 0 | 0 | 0 | 0 |
Anzahl der Ablationen in Hessen im Jahr 2018

Im JoHo wurden mit 454 Ablationen im Jahr 2018, im Vergleich mit anderen Kliniken in Hessen, am dritthäufigsten Ablationen durchgeführt. Dabei sind pro Untersucher mindestens 75 EPUs pro Jahr durchzuführen.