Unter der Bezeichnung Hüftgelenksnahe Frakturen werden mehrere Verletzungsmuster mit unterschiedlichen Behandlungsoptionen zusammengefasst.

Das Hüftgelenk besteht aus dem Hüftkopf und der Hüftpfanne und wird durch eine Gelenkkapsel mit starken Bandstrukturen verstärkt. Biomechanisch wird die Last des Rumpfes über das Becken und das Hüftgelenk in das Bein übertragen. Daher ist das Hüftgelenk besonders durch Stürze mit axialer Belastung für Verletzungen und Frakturen gefährdet. Es teilt sich in mehrere unterschiedlich große anatomische Zonen auf:

Daraus resultieren je nach Krafteinleitung, Alter des Patienten und Knochenqualität verschiedene Formen von Frakturen. Die einzelnen Unterschiede werden im Folgenden kurz dargestellt.

  1. Hüftpfannenfraktur (Acetabulumfraktur)
  2. Hüftkopffraktur
  3. Oberschenkelhalsfraktur
  4. Pertrochantäre Fraktur des Oberschenkels (Femur)
  5. Subtrochantäre Oberschenkelfraktur

Nachfolgend stellen wir Ihnen einige Beispiele mit Versorgungsbildern Hüftgelenksnaher Frakturen vor.

Unsere Abteilung versorgt zwischen 250 – 300 Hüftgelenksnahe Frakturen/Jahr. Wir sind damit eine der größten Kliniken im Rhein-Main Gebiet für diese Form der Fraktur. Durch das meist höhere Alter der Patienten wird die weitere Behandlung engmaschig mit der Geriatrie des Otto-Fricke Krankenhaus abgestimmt. Unser Ziel ist es, die Patienten möglichst schnell wieder zu mobilisieren und die Gehfähigkeit wiederherzustellen.


Die Fraktur der Hüftpfanne (Acetabulumfraktur) ist prinzipiell eine seltene Verletzung, die meistens mit einer hohen Verletzungsenergie einhergeht (PKW-, Motorrad- Unfälle, Stürze aus hoher Höhe). Zunehmend sehen wir jedoch auch bei älteren Patienten im Rahmen von sogenannten Bagatellverletzungen (z.B. Sturz aus geringer Höhe) eine Acetabulumfraktur.

Da sich die Hüftpfanne anatomisch aus allen 3 Beckenknochen (Darmbein, Schambein und Sitzbein) bildet, handelt es sich oft um komplexe und herausfordernde Verletzungen. Der behandelnde Arzt benötigt besondere Erfahrungen und Kenntnisse in der Behandlung dieser komplexen Frakturen.

In den meisten Fällen wird eine Stabilisierung mit einer Osteosynthese, meistens in Form von Platten und Schrauben angestrebt. Daraus resultiert oft eine mehrwöchige Entlastung an Gehhilfen.

Bei unseren älteren Patienten ist dies oft nicht möglich, sodass in Einzelfällen bei noch ausreichender Knochensubstanz auch der Einbau eines künstlichen Hüftgelenks mit Spezialpfannen (Pfannendachschalen) möglich ist.

Die folgenden Beispiele beschreiben einzelne Versorgungsmöglichkeiten:


Eine isolierte Fraktur des Hüftkopfs kommt nur sehr selten vor und ist i.d.R. mit sogenannten Hochrasanzverletzungen (Verkehrsunfälle, Sportverletzungen mit hoher Geschwindigkeit) assoziiert.

Problematisch ist die oftmals einhergehende Zerstörung der Durchblutung des Hüftkopfs mit einem resultierenden Absterben (Nekrose) des Kopfes. Dies hat meistens einen künstlichen Gelenkersatz (Endoprothese) zur Folge.

Da es sich meistens um jüngere Patienten (<50 Jahre) handelt ist zunächst das Ziel den Kopf wenn möglich zu erhalten. Sollte sich nach 6 – 12 Monaten eine Nekrose zeigen, muss im Verlauf eine Endoprothese eingebaut werden.


Im Gegensatz zu diesen erstgenannten seltenen Verletzungen sind die Verletzungen des Schenkelhalses und der Rollhügelregion (per-/subtrochantäre Frakturen) eine der häufigsten Frakturen überhaupt.

Bei unseren älteren Patienten ist dies die häufigste Fraktur und ab dem 65. Lebensjahr der häufigste Grund für eine Krankenhauseinweisung in Deutschland.

2013 wurden knapp 107.000 dieser Frakturen verzeichnet (Quelle BQS 2013). Bis zum Jahr 2050 rechnen Experten aufgrund der zunehmenden Alterung und der höheren Lebenserwartung unserer Gesellschaft mit 3-4x mehr Fällen/Jahr. Dies würde für Deutschland etwa 350.000 – 500.000 solcher Frakturen/Jahr bedeuten.

Die Therapie und das Vorgehen richtet sich nach Alter, Allgemeinzustand, vorbestehender Gehfähigkeit, Knochenqualität und vorbestehendem Verschleißgrad des Hüftgelenks. Eine individuelle differenzierte Therapie ist notwendig. Abbildung 11 zeigt unseren eigenen JoHo Therapiealgorhythmus mit dem Zie,l ein bestmögliches Ergebnis für unsere Patienten erzielen zu können.

Prinzipiell muss entschieden werden, ob das Gelenk erhalten oder ersetzt werden muss. Dabei ist insbesondere die Durchblutung des Kopfes entscheidend. Frakturen der Schenkelhalsregion gehen oft mit einer Zerstörung der Durchblutung einher. Daraus resultiert in hoher Prozentzahl ein Absterben (Nekrose) des Kopfes. Daher wird ein Großteil dieser Frakturen mit einem künstlichen Hüftgelenk ersetzt.

Bei Frakturen der Rollhügelregion (Trochanter) bleibt die Durchblutung intakt und Nekrosen des Kopfes sind sehr selten. In den meisten Fällen kann das Gelenk erhalten bleiben und die Fraktur wird mit einem Marknagel oder einer Platte-Schrauben-Kombination stabilisiert.


Die Abbildungen 13 – 16 zeigen Beispiele für Versorgungen.


Die Frakturen der sogenannten Rollhügelregion liegen in den meisten Fällen außerhalb der kritischen Gefäße, sodass die knöcherne Heilung in den meisten Fällen gut funktioniert. Die Heilungszeit kann jedoch je nach Frakturtyp, Knochenqualität und anderen Begleitfaktoren variieren. Unter Umständen kann es mehrere Monate dauern, bis diese Frakturen stabil verheilt sind.

Die meisten Frakturen werden über einen sogenannten Marknagel versorgt. Dieser Nagel besteht aus Titan und ist belastungsstabil, sodass in vielen Fällen unmittelbar nach der OP das Bein wieder voll belastet werden darf. >90% dieser Frakturen können minimal-invasiv über 3 kleinere Schnitte versorgt werden. Dadurch reduziert sich der Blutverlust und die Operationszeit.

Aufgrund der Beteiligung der Rollhügel, an denen wichtige Muskeln ansetzen, kann die Gehfähigkeit und Gangstabilität eingeschränkt sein. Die Patienten müssen erst wieder ein stabiles Gangbild erlernen und benötigen eine Muskelstabilisierung und Muskelkräftigung.

Bitte geben Sie den Suchbegriff in die Suchbox ein und drücken Sie anschließend ENTER